Nach dem Abnehmen der Luftleithaube wird der Luftfilter vom Ansaugkrümmer, der Auspuffkrümmer vom Auspuff und die Ölabscheidung über dem Auspuff von der langen Ölleitung zum Auffangbehälter getrennt. Dabei muss der kurze Ölabscheiderstutzen mit einem Gegenschlüssel festgehalten werden, damit er nicht abbricht oder einreißt. Jetzt ist der Zylinderkopf frei zugänglich. Die 6 Schrauben werden paarweise über kreuz der Reihe nach und nur stufenweise gelöst.
Vor dem Lösen der Zylindersockel-Muttern und Abziehen des Zylinders wird auch die Schmierölleitung rechts h
inten am Zylinder abgeschraubt und beide Öffnungen gegen Verschmutzung
verschlossen. Wenn der Kolben in OT mit der Zylinderoberkante fluchtet
oder evtl. 0,25 mm tiefer liegt, kann die neue Fußdichtung in
gleicher Stärke verwendet werden. Denn das Spaltmaß zwischen
Kolben und Zylinderkopf ist von der Stärke der Fußdichtung
abhängig.
Auspuff= und Ansaugkrümmer bleiben am Zylinder.
Damit nach dem Abziehen des Zylinders keine Fremdkörper und Teile der oberen Pleuellagerung in das jetzt offene Kurbelgehäuse fallen können, wird die Öffnung um das Pleuel herum mit 2 Sperrholzbrettchen verschlossen, die an ihrer Nahtstelle eine möglichst genaue Aussparung für das Pleuel lassen und zusätzlich mit einem sauberen Lappen abgedeckt werden. Es empfiehlt sich, den Kolben auf zwei quer gelegten Holzleisten abzustellen.
Vor Ausbau des Kolbens auf dem Kolbenboden kontrollieren, ob die "A"
Markierung auf der Auspuffseite noch sichtbar ist und diese
möglicherweise nachzeichnen. Der Kolben ist nämlich
asymmetrisch gelagert und darf nur so wieder eingebaut werden. Danach
beide Sägeringe ( 27x1,2 ) herausnehmen. Von der Kupplungsseite
her den Kolbenbolzen mit einem 33 mm langen
und 26 mm starken Vorrichtungsbolzen (kann aus altem Kolbenbolzen
gesägt werden) vorsichtig heraus klopfen, bis der
Vorrichtungsbolzen vollständig im Nadellager des oberen
Pleuelauges verschwunden ist, und der Kolben nach oben abgehoben werden
kann. Dabei fallen möglicherweise beide seitlichen Anlaufscheiben
des Nadellagers nach unten weg und müssen sofort sichergestellt
werden.
Das Nadellager bleibt durch den Vorrichtungsbolzen im oberen Pleuelauge fixiert. Vor dem Wiedereinbau des Kolbens das Nadellager auf Verschleiß prüfen. Es enthält im Normalfall 27 Nadeln a 3,5 mm stark, die den Ringspalt zwischen Kolbenbolzen und Pleuelauge fast nahtlos mit einem Lagerspiel von 0,012 – 0,018 mm ausfüllen und darf nicht mehr Spiel haben.
Wenn das Pleuelauge verschlissen ist, empfiehlt sich der Einbau eines
Seriennadellagers mit dünner Außenhülse. Keinesfalls
darf eine Gleitlagerbüchse verwendet werden, weil die auf den
geringen Ölbedarf von Wälzlagern eingerichtete Motorschmierung nicht ausreichend ist.
Die Nadeln werden mit dem eingeschobenen Vorrichtungsbolzen erst halb aus dem Lager herausgeschoben und gut eingefettet, dann auf der anderen Seite genau so behandelt. Dann werden die beiden Anlaufscheiben gut eingefettet und vor dem Aufsetzen des Kolbens beidseitig auf den Vorrichtungsbolzen geschoben.
Zum Lösen von Ölkohle bei festgebrannten Kolbenringen gibt es im Autozubehör chemische Mittel. Die unersetzlichen Kolbenringe nur sehr behutsam über 4 dünne Blechstreifen nach oben abziehen.
Im Original ist der oberste Ring ein verchromter Trapezring, Ring 2 trapez, Ring 3 u. 4 rechteck.
Der vorgeschriebene Ringstoß beträgt nach dem Einschieben in
den Zylinder im Arbeitsbereich der Kolbenringe 0,2-0,3 mm.
Die alten Ringsicherungsstifte hatten bis Ende 1957 2,5 mm Durchm.,
danach 3,5mm für 1.und 2.Nut und 3mm für 3.u.4.Nut.
Sie dürfen nicht verschlissen sein, damit die Ringe nicht verdrehen.
Aufarbeiten der Ölabstreifrillen im Zylinder: Im Zylinder befindet sich über der Auspufföffnung eine 2mm Bohrung und auf beiden Seiten je eine Querrille im Bereich der Auslassschlitze. Sie beginnen außen flach mit 2mm und etwas erhöht und vertiefen sich bis 4mm zur Bohrung hin. In diese Rille schieben die Kolbenringe beim Weg nach unten überschüssiges Öl von den Zylinderwänden, bevor es in den Auspuff gelangen und Ölqualm verursachen kann. Diese Vorrichtung funktioniert einwandfrei, wenn Rille, Bohrung und Ableitung frei von Ölkohle sind.
Eine 2.Ölauffangvorrichtung befindet sich unten im Zylinder und dient der Schmierung des vorderen Kurbelwellenlagers. Auch diese Vorrichtung ist zu säubern und nach einem Ausschleifen des Zylinders nachzuarbeiten. Das kann mit einem Dremel mit 1mm Trennscheibe und sehr ruhiger Hand geschehen.
Nach dem Zylinderschleifen unbedingt und auch sonst den Mittelsteg der Auslassöfung von innen mit dem Dremel etwas zurückschleifen, damit er sich nicht durch die Erwärmung in die Kolbenlaufbahn ausdehnen kann.
Einbau: Inzwischen wurde der Kolben auf einer elektrischen Kochplatte
gut erwärmt, damit er sich weitet, und der Kolbenbolzen sich
leicht einschieben lässt. Der Kolben muss beim
Überstülpen über den Pleuel in der richtigen Einbaulage
mit "A" zum Auspuff gehalten werden. Beim Einschieben des Kolbenbolzen
darauf achten, dass die beiden Anlaufscheiben an ihrem Sitz bleiben.
Danach beide Sägeringe wieder sorgfältig einsetzen und auf
sicheren Sitz prüfen.
Neue Fußdichtung entsprechend der Prüfung vor Ausbau des Zylinders mit der Ölbohrung für das vordere Kurbelwellenlager versehen und aufsetzen. Danach den fertigen Kolben auf zwei Holzleisten absetzen und gut mit Motoröl einschmieren. Kolbenringe auf ihrem Sitz mit Spannzange oder =band zusammenpressen. Zylinder innen gut mit Motorenöl einschmieren und über den Kolben behutsam nach unten schieben. Nach Entfernen der Ringspanner Zylinder mit neuen Federscheiben gleichmäßig festschrauben. Danach muss der Kolben in OT mit der Zylinderoberkante (um bis zu 1/4mm tiefer) abschließen.
Wenn die Dichtungen unbeschädigt sind, können sie weiter verwendet werden. Die Kopfdichtung lässt sich zur Not auch aus einem Stück Kupferblech herstellen, das vor dem Aufsetzen ausgeglüht und abgeschreckt wird. Fertige Dichtungen gibt es als Satz bei eBay.
Der Zylinderkopf wird mit montierter Einspritzdüse aufgesetzt und mit den 6 Stiftschrauben behutsam und im Wechsel 1-4 2-5 4-6 und so fort festgeschraubt. Viele alte Zylinderköpfe weisen Risse zwischen Düsen= und Kerzenbohrung auf. Deshalb wird spannungsfreies Arbeiten dringend empfohlen. Die Glühkerze behutsam einschrauben.