Weißt Du noch?

Das linke Bild zeigt einen Butscher aus Bree in Belgien. Ich erhielt es von seinem Opa per Mail mit dem Kommentar, dass wir uns bei so viel Begeisterung um die Zukunft unseres schönen Hobbys wenig Sorgen machen müssen.

Tatsächlich hat unser Hobby sehr viel mit guten Jugenderinnerungen zu tun, bei denen alte Trecker immer eine große Rolle für kleine Butscher gespielt haben.

Das rechte Bild fand ich auf der Internetseite eines Deutz Fans. Es zeigt den kleinen 11er Deutz mit einer strahlenden kleinen Fahrerin. Diese Freude überträgt sich auch auf uns Erwachsene und bleibt mit Sicherheit als schöne Erinnerung bei der kleinen Traktoristin haften.
Wenn sich ihre Lebensumstände weiter positiv entwickeln und es später noch Oldtimer-Trecker gibt, wird sie sich so einen wünschen und mitmachen wollen....wetten?

Beim Museumstag in Kiel-Molfsee lernte ich Jorrit kennen und seine Begeisterung für alte Trecker. Natürlich durfte er unter meiner Kontrolle auch ans Steuer. In Brokstedt trafen wir uns dann ein paar Jahre später wieder. Da war seine Begeisterung keineswegs abgekühlt und unsere Freundschaft noch nicht am Ende. Aber wie das nun mal so ist....erst die Arbeit oder in diesem Fall die Schule und dann erst das Vergnügen. Das ist leider hart aber fair und notwendig.

Schau lieber vorwärts, nicht zurück sagt eine alte und gar nicht so dumme Lebensregel. Scheinbar passt sie nicht zu unserem Hobby. Denn wo wir mit unseren alten Treckern aufkreuzen, wecken wir Erinnerungen. "Kiek mol Vadder, hier steiht unse ole Lanz!"

Die erste Verkehrskontrolle direkt nach der Neuzulassung: Ein Peterwagen überholte mich ganz langsam, und fuhr dann eine Zeit lang vor mir her. Dann kam auch die Kelle raus. Zeigen Sie mal Ihre Papiere, .. schalten Sie bitte mal das Licht ein und nun den Blinker! Haben Sie auch Warnblinklicht? .. Wo haben Sie Ihr Bordwerkzeug verstaut? Als ich vorne die Klappe unter dem Batteriekasten öffnete und mich schon zu wundern begann, fing er an zu lachen: Ja, den wollte ich nur noch mal sehen. Da hab ich früher immer mein Frühstücksbrot drin versteckt. Dass Ihr Bulldog OK ist, wussten mein Kollege und ich auch vorher schon; denn wir haben Sie ja vom TÜV kommen sehen. Aber ich wollte ihn gern noch mal von ganz dicht erleben; denn so einen habe ich früher nach der Schule oft bei meinem Nachbarn fahren dürfen. Ich hoffe, Sie nehmen uns den kleinen Aufenthalt nicht krumm.

Der Stepke auf dem Bild rechts zeigte in Simonsberg eindrucksvoll, dass Treckerfahren nicht nur was für große Menschen ist. Die Mütze saß ihm schief auf dem Kopf. Seine Augen waren aber fest auf`s Ziel gerichtet, dass er perfekt anzusteuern wusste. Dabei hielt er das Lenkrad wie ein Profi. Der war er auch und sicher auch ein Schwarzfahrer. Seine Begeisterung war ansteckend.

Das Bild links entstand in Kollerup an einem Pflügertag für Oldtimerfreunde und wirkt ansteckend...."was die Großen machen, das können wir auch".

Das Bild rechts zeigt besser als 1000 Worte, wie schöne Kindheitserinnerungen entstehen.

1950 bekam ich als 14jähriger durch unglaubliche Umstände mit einem zweiten, gleichaltrigen Jungen eine Einladung in das Lanz Werk nach Mannheim. Hier sitz ich stolz am Steuer eines 25 PS Allzweck Bulldog. Seit der Zeit war ich endgültig der Anziehungskraft dieser Fa.erlegen. Auch Mädchen lassen sich vom Trecker-Fieber anstecken. Hier posiert Saskia beim Frühjahrspflügen in Hochviölberg vor einem MAN.

Wer sich wie ich von Kindern anstecken und begeistern lässt, wird doppelt aufpassen müssen, dass bei ihrem Ausflug in die Welt der Erwachsenen keine Gefahren entstehen können. Bei einer Treckerveranstaltung wollten junge Eltern jhren Sprößling gerne mal für ein paar Minuten los sein und setzten Ihn mir nach kurzer Verhandlung einfach auf den Schoß. Da gab es erst mal kräftig Geschrei. Trotzdem bekamen wir schnell Kontakt zu einander; denn da bot sich der Hupenknopf an, das Lenkrad und der Gashebel. Der Stepke fing Feuer und drehte im Schleichgang mal nach links und mal nach rechts ... dann mal mit den kleinen Fingern auf den Hupenknopf und vergaß dabei Mama und Papa. Als die ihn zurück haben wollten, gab`s wieder Geschrei ... und wie. Er klammerte sich am Lenkrad fest und wollte nicht mit. Aber wie soll sich so kleiner Butscher dagegen wehren?
Eine Zeit lang später kam er auf seinen wackeligen Beinen wieder angerudert, Mama und Papa schreiend hinter ihm her. Da war er ihnen doch tatsächlich wieder ausgebüchst, um zu mir zu kommen. Wird er sich mal daran erinnern?

Ich selber erinnere das emsige Bubbern und den Gesang aus dem Getriebe, wenn ich als Stepke beim Einfahren oder den Zuckerrübentouren zum Lastkahn an die Elde mitfahren durfte. Das saß so tief, dass ich später jedem Bulldog nachgelaufen bin, bis wir wieder selber einen hatten.

In meinem Gästebuch fand ich einen Beitrag, der hier als Kommentar gut rein passt. Ich hoffe, dass Ralle einverstanden ist.
"Hallo Oskar, da hast Du eine schöne humorvolle, informative und kurzweilige Seite geschaffen. Sie macht richtig Spaß! Uns sind die Tage damals im Molfseer Freilichtmuseum und in Brockstedt noch in guter Erinnerung und hin und wieder immer noch Gesprächsthema. Da gabst Du unserem Sohn seine allerersten "Fahrstunden". Seitdem hat er seine Fahrkünste auf unseren Bauernhofurlauben deutlich verbessern können und sein Schleppervirus wurde immer stärker. Das Schönste aber ist, dass er sich Deine Worte von damals zu Herzen nahm, gut und fleißig in der Schule zu lernen, um dann vielleicht mal so viel Geld zu verdienen, dass er sich dann intensiv seinem Hobby, vielleicht auch mit mehreren Oldtimern, widmen kann. Bis vielleicht mal wieder irgendwann auf einem Treckertreffen, bis dahin schauen wir gern wieder auf dieser Seite 'rein. Alles Gute aus Schwentinental, Raller und Familie."

Wenn auf so einer Trecker-Veranstaltung einer da mit großen Augen vor Dir steht, dann denk mal zurück und zeig ihm mal Dein gutes Stück und lass ihn auch mal oben sitzen und auch mal ´ne Runde drehen, wenn es die Umstände erlauben.. Einen besseren Zuhörer kannst Du Dir gar nicht wünschen, ... garantiert. Auch er wird später glücklich denken, “weißt Du noch?

copy: Oskar Sellschopp