am 9.Sept. 2013 in den Schleswiger Nachrichten zu lesen
VON ANNA KAHLEN
Es leben die Trecker
Sie machen ja schon ordentlich Krach, wenn sie schwungvoll um so manche Kurve tuckern und fröhlich Qualm aus ihrem Auspuffrohr prusten. Und manchmal kommt es mir so vor, als würde nicht nur der Fahrer auf und ab hüpfen, sondern gleich das ganze Gefährt. Trecker sind schon ein herrlicher Anblick. Klar, man schimpft schon mal über sie, wenn man hinterm Steuer sitzt, mit nicht mal 30 km/h hinter ihnen herschleicht und einfach nicht dran vorbei kommt. Da sind gute Nerven gefragt.
Und doch: Ich mag Trecker. Die gehören aufs Land wie Kuh-und Schweineställe, Güllebehälter und „Frische Eier"-Schilder. Und wenn man dann so hinter einem Trecker klebt, fängt man manchmal an, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. So geht es mir jedenfalls, denn ich finde, sie haben was Faszinierendes an sich. Mir erging es erst am Mittwoch so, als auf dem Weg in die Redaktion vor mir ein junges blondes Geschöpf durch den Busdorfer Kreisel sauste - am Steuer eines alten Treckers. Abends dann, auf dem Weg nach Hause, in Tetenhusen, direkt vor meinem Wagen wieder eine blonde Frau - am Steuer eines Treckers (das hat mich knapp sechs Minuten gekostet, weil ich partout nicht überholen konnte). Ein paar Dörfer weiter hab ich's dann gerade noch geschafft, einen Trecker zu passieren, bevor er sich vor mich schieben konnte. Diesmal saß ein Mann am Steuer. Aber wie auch immer: Wenn ich einen Trecker sehe, frage ich mich oft: Wer sitzt da eigentlich drauf? Wo will der hin, was für Arbeit steht als nächstes an? Oder hat der jetzt schon Feierabend?
Und dann macht sich in mir eine Sehnsucht breit... der Wunsch, auch mal einen Trecker zu fahren, auf dem Feld zu arbeiten... Bauer zu sein... Wobei: Bauern haben's echt nicht leicht. Stets und ständig wird an ihnen rumgemäkelt. Irgendwie machen sie alles falsch, egal, was sie tun. So scheint es manchmal jedenfalls.
Sieht man jemanden Trecker fahren, wirkt dieser jemand aber oft auch ein wenig stolz dort oben auf seinem wackelnden Sitz. - Und das kann er auch sein. Wer noch nie beim Wacken Open Air war, kann es nicht wissen: Dorthin nehmen jedes Jahr hunderte Festivalbesucher ihre Trecker mit, ob nun um einen Wohnwagen aufs Gelände zu ziehen oder einfach nur, um zwischen Heavy-Metal-Mucke und Mittelalter-Dorf damit Flagge zu zeigen oder stolz ein Stück aus der Heimat zu präsentieren. Und am Ende sind es vor allem jene Trecker, die zahlreiche eingematschte Autos aus den Schlammlöchern retten. Und was stand in diesem Jahr noch gleich auf dem Shirt eines Wacken-Besuchers, der vor mir ging:

Landwirt -"nur ein Held fährt aufs Feld!"

-Toll!