Konzentrierte Männer auf schnaufenden Maschinen

aus den Eckernförder Nachrichten vom 6.Sept.2011

OSTERBYHOLZ:
Hans-Markus Pahls  Allgaier-Schlepper aus dem Jahr 1948 ist ein Hingucker. Schwarz mit einem großen Schornstein tuckerte die alte Maschine über die Koppel und pflügte die Erde durch. Pahl war einer von 28 Oldtimer-Schlepperfahrern, die am Wochenende am historischen Feldtag der Oldtimerfreunde rund um Eckernförde in Osterbyholz teilnahmen.

Mit seinem Auto kam Pahl von Schwa­be bei Jevenstedt nach Osterby. Sein 18 Stundenkilometer schnelles Oldtimergefährt lud er auf einen Anhänger. Denn verkehrstauglich ist der alte Trecker nicht: „Die Beleuchtung musste man sich früher extra kaufen", so der gelernte Landmaschinenschlosser, dessen Lei­denschaft alte Maschinen sind. 15 Oldtimerschlepper besitzt er, der Allgaier ist aber eine echte Rarität. Später wurde die Firma von Porsche übernommen. Bis in die 70er-Jahre hat der bekannte Sportwa­genbauer Schlepper gebaut. Viele der früheren Allgaier wurden verschrottet. Dass Pahl noch einen auf dem Feldtag vorstellen und diesen auch beim Pflügen einsetzen konnte, sei schon etwas ganz Besonderes, freute sich Pahl.

Bereits zum vierten Mal hatten die Oldtimerfreunde zur Ausstellung mit Schaupflügen eingeladen. Allerdings hät­te die Vorführung fast abgesagt werden müssen. Noch am Sonnabend war nicht klar, ob einen Tag später die Fahrzeuge, die alle vor 1970 gebaut wurden, zum Einsatz kommen konnten: Die Wiese, auf der die Veranstaltung geplant war, stand unter Wasser. Pflügen war nicht möglich und auch .das Vorstellen der schweren Fahrzeuge wäre schwierig geworden. Kurzerhand zogen die Oldtimerfreunde los und fragten im Dorf nach einer neuen Fläche. Reinhard Hansen stellte seine Koppel in Osterbyholz zur Verfügung - der Feldtag war gerettet.

Gut 300 interessierte Besucher zählte der Vorsitzende der Oldtimerfreunde, Kai-Dieter Bock, im Laufe des Tages. „Damit bin ich absolut zufrieden", sagte er. Auch, dass 28 Schlepper, davon 23 mit Pflug, zur Veranstaltung kamen, freute ihn. Zwar hätten die Besucher in den Vor­jahren auch schon über 30 historische Landmaschinen bestaunen können, „aber bei der Wetterlage ist das ein sehr gutes Ergebnis."

Kai Warkentin aus Osterbyholz gefiel der Feldtag. Er besitzt selbst einen alten Schlepper und weiß genau, was für ihn die Faszination Oldtimer ausmacht: „Früher gab es nicht so viel Elektronik, es konnte nichts kaputt gehen." Und wenn doch, konnten die Landwirte meist auch ohne eine Schlosserlehre selbst Hand anlegen.

Auch Udo Fibelkorn weiß, wie alte Tre­cker funktionieren. Für 1000 Euro hat er seinen Fahr D22P gekauft. Anschließend steckte er noch 3000 Euro in die Repara­tur des 1954 gebauten Schleppers. Der Motor musste grundüberholt werden, neue Kolben eingebaut, Zylinder erneu­ert werden. Auch die Kupplung war de­fekt. Nur am Aussehen, daran hat Fibel­korn, der selbst 22 Jahre in der Landwirt­schaft tätig war, nichts verändert. Er wür­de es auch nicht tun. Schließlich wäre sein Schlepper dann kein Oldtimer mehr. Er will die Atmosphäre, wie sie früher war, erhalten. Deswegen fährt er auch noch bis zu 30 Kilometer mit seinem Tre­cker zu Oldtimertreffen.

Wo der nächste historische Feldtag der Oldtimerfreunde rund um Eckernförde stattfindet, steht noch nicht fest. Derzeit suchen sie noch eine neue Wiese ab einer Größe von zehn Kilometern im Eckernförder Umkreis bis zehn Kilometer, auf der auch gepflügt werden darf.
Michelle Ritterbusch
Weitere Infos: www.oldtimerfreunde-eck.de.


aus den Kieler Nachrichten vom 6.Sept.2011

Historischer Feldtag in Osterbyholz –

Treckerspezialisten zeigten auf dem Acker ihr Können

OSTERBYHOLZ:
Das Sitzen auf Bandscheiben zer­mürbenden Blechsitzen unter Petrus' großer Gratis-Klimaanlage? Elektronische Einsprit­zung? Ergonomisch verstellbare Sitze und hydrau­lische Lenkkraftverstärkung? Angesichts solch ar­chaischer Namen wie Allgaier und Lanz nehmen sich die Ausstattungen moderner Trecker als Schicki-mickis für Warmduscher aus. Die Faszination für die alten Recken ist ungebrochen, wie am Sonntag beim Historischen Feldtag der Oldtimerfreunde rund um Eckernförde in Osterbyholz zu sehen war.
Von Birgit Johann

Rund 30 Treckerspezialisten waren aus der näheren und entfernteren Umgebung he­rangetuckert gekommen.nlage" und das Lenken mit direkter Zahnstangen­übertragung nehmen sie of­fenbar alle gern in Kauf -auch wenn der Blick beim Pflügen immer wieder nach hinten wandern muss. Rund 20 hatten ihre Pflugschar an den Schlepper montiert und umbrachen damit in geordne­ter Formation den feuchten Boden - eine illustre Arbeits­kolonne aus konzentrierten Männern auf schnaufenden Maschinen. Nicht nur der Allgaier Baujahr 1948 brachte ei­ne schnurgerade Linie in die Koppel. Am Steuer der bol­lernden Maschine - der ältes­ten auf dem Feld - saß Markus Pahl aus Jevenstedt.

Bis zuletzt hatte wegen der nassen, schweren Böden noch völlig offengestanden, ob man das Pflügen auch tatsächlich durchziehen konnte. Das Dre­schen war bereits ersatzlos ins Wasser gefallen. „Wir konn­ten keine Garben bekom­men", bedauerte der Vereins-Chef, Kai-Dieter Bock. Fürs Pflügen hatte dann aber kurz­fristig Reinhart Hansen aus Osterbyholz ein etwas höher gelegenes Stück Land zur Verfügung gestellt.

Rolf Heimsohn aus Alt Duvenstedt verzichtete darauf, seinem betagten Lanz diese Strapaze zuzumuten. Die Startprozedur eines Lanz kann außerdem so lange dau­ern, dass inzwischen mögli­cherweise das Korn reif wird. Scherz beiseite, aber zum An­werfen gehören erstens ein Brenner, der zunächst vorge­heizt werden muss, bevor da­mit der Glühkopf erwärmt wird, zweitens eine Kurbel und drittens eine Vielzahl Kraft erfordernder Bewegun­gen. Ein Lanz braucht einen fitten Fahrer. Dieser wird da­für mit dem unvergleichlichen Geräusch des niedrig drehen­den Motors belohnt - ein Heil­klang inmitten heutiger Hochtourigkeit.

Probleme mit dem Starten hatte übrigens keiner der 30 Oldtimerbesitzer. Gepflegte, gut restaurierte Maschinen präsentierten sich dem fachkundigen Publikum, dessen überwiegender Teil Bezug zur Landwirtschaft hatte. Der ehemalige Bauer Nis Hansen reiste ganz aus Handewitt an, um in Osterby alte Trecker zu erleben.