Pflugeinstellung für Anfänger

Wofür sind nur all die Hebel? Du hast Dich mit Deinem Gespann zu einem Oldtimerpflügen auf den Weg gemacht, Dich schließlich hoffnungsvoll auf dem Acker in die wartenden Pflüger eingereiht .. und dann diese Enttäuschung, als Du endlich an der Reihe bist: Denn Dein Pflug will nicht, wie er soll. Oft sind schnell Helfer da, um Dir beizustehen, geben Ratschläge und drehen an Spindeln und Kurbeln. Du aber sitzt auf dem Trecker und weißt von nichts.
Woher auch? Schließlich bist Du kein Bauer und hast die Bedienung von so einem Gerät nicht gelernt. Und wo soll man es nachlesen?

Dieser Aufsatz will Dir helfen, die Einstellung Deines Pfluges nach den Bedingungen des Ackers selber vorzunehmen.

Zur besseren Verständigung sind genau wie beim Handwerk die Teile eines Pfluges schon vor unendlich langer Zeit mit Namen bedacht worden, die ich hier an einem Schwungpflug demonstrieren möchte. Man kann sie auf jeden Pflug übertragen.

Der Schwungpflug eignet sich sehr gut, um die Pfluggesetze zu erklären. Bei der Arbeit ruht der Pflug auf der Hacke. Grindel und Anlage verlaufen parallel zur Ackeroberfläche. Das Schar schaut vorne etwas über die Anlage nach unten heraus. Das nennt man Untergriff und hilft dem Pflug, auf Tiefe zu gehen.
Wenn der Pflüger hinten auf die Sterzen drückt, hebt er die Scharspitze an und bekommt eine flachere Furche. Würde er die Sterze nach oben ziehen, tritt genau das Gegenteil ein, weil die Scharspitze jetzt nach unten zeigt und den Pflug auf Tiefe bringt. Natürlich benutzt der Pflüger diese Griffe nur zu Beginn der Furche, um einen schnellen Einzug zu bekommen oder, wenn der Pflug auf weichen Stellen versacken möchte.

Die Arbeitstiefe stellt der Pflüger  am Stelleisen ein. Langes Stelleisen für flache und kurzes für tiefe Arbeit. p4

Diese Erkenntnisse lassen sich auf jeden anderen Pflug übertragen. Wird also der Oberlenker gekürzt, stellt sich der Pflug mehr auf die Scharspitzen, erhöht den Untergriff und geht mehr auf Tiefe. Umgekehrt nimmt der Untergriff ab, und die Furche wird flacher. In Arbeitsstellung ist der Untergriff wieder neutral wie auf nebenstehender Zeichnung.

Eine Ausnahme macht die Regelhydraulik, die Ferguson entwickelt hat und darum viele Jahre allein anbieten durfte. Ferguson ging davon aus, dass ein Anbaupflug bei seiner Arbeit einen Druck auf den Oberlenker ausübt, der um so stärker wird, je tiefer der Pflug arbeiten muss. Hier dient der Oberlenker nicht zur Tiefeneinstellung sondern zum Ausrichten des Pfluges in der Parallele zum Acker und zur Übertragung des Arbeitswiderstands  (Widerstansregelung) auf die Steuerorgane der Regelhydraulik. Der Pflug  braucht keine Hacke sondern wird zu 90% von der Hydraulik getragen. Dabei vergleicht die Hydraulik den Arbeitsdruck am Oberlenker mit dem eingestellten Wert am Stellsegment. Durch einen stärkeren Untergriff als bei Pflügen fürFreiganghydraulik geht der Pflug leichter auf Tiefe, bis er den eingestellten Wert erreicht. Dann sperrt die Hydraulik, bis der Druck am Oberlenker abnimmt. Dann öffnet sie wieder bis an den eingestellten Wert. Diese Impulse kommen in schneller Folge, so dass der Pflug bei seiner Arbeit fast ganz vom Schlepper getragen wird und so dessen  Zugkraft auf dem Acker stark erhöht. Der Oberlenker einer Regelhydraulik ist durch die schnelle Folge von Heben und Senken bei der Arbeit scheinbar lose und lässt sich leicht verstellen. Dazu müsste der Fahrer mit Freiganghydraulik sein Gefährt erst anhalten, um den Druck vom Oberlenker zu nehmen. Um die Arbeitstiefe zu verändern braucht die Regelhydraulik nur eine Korrektur am Stellsegment mit dem kleinen Finger. Pflügen wird kinderleicht.

Hanomag umging Fergusons Patentrechte  mit Regelung durch einen Tiefentaster und nannte es Hanomag Pilot. Leider finden wir auf keinem Schaupflügen noch einen Vertreter dieser phantastischen Regelhydraulik.

Es gibt einen weiteren Begriff beim Pflügen, den Seitengriff. Er entsteht durch seitliches Überstehen der Scharspitze über die Anlage und soll den seitlichen Einzug sichern und mit Hilfe der Anlage die Seitenführung ermöglichen. Ein Pflug ohne Seitengriff würde nicht geradeaus in der Furche laufen sondern hin und her pendeln wie ein Lämmerschwanz. Die Furche sieht dann entsprechend aus. Fachleute sprechen vom "Ochsenpiss".

Durch den Seitengriff ist es auch möglich, die Pfluglage zum Schlepper seitlich zu verschieben also eine schmalere oder breitere 1. Furche einzustellen. Das geschieht bei den meisten Dreipunktpflügen durch die gekröpfte Welle, welche den Pflug mit den Unterlenkern des Schleppers verbindet. Zweck ist, die Scharspitzen für eine schmalere 1.Furche nach rechts und für eine breitere 1.Furche nach links auszurichten. Das kann auch mit anderen sehr unterschiedlichen Einrichtungen vorgenommen werden als der gekröpften Welle, beim Schwungpflug am Stellkopf. Nach der Verstellung richtet der Pflug sich wieder parallel zur Furche aus.

Oft kann man Schlepper beobachten, die sich mit eingeschlagenen Vorderrädern durch die Furche quälen. Sie steuern gegen eine Kraft an, die das Gespann in den gepflügten Acker ziehen möchte. Das kommt vor, wenn der Pflug nicht richtig zum Schlepper eingestellt wurde. Früher wurde das bei Auslieferung eines neuen Pfluges vom Werksmonteur vorgenommen und blieb unverändert bis zur Anschaffung eines neuen Schleppers. Viele Oldtimerpflüge brauchen dringend diese Einstellung, damit die Schlepper nur ziehen und sich nicht quälen müssen und das Pflügen Spaß mach.

Folge falscher Einstellung zum Schlepper ist ein falscher theoretischer Zugpunkt rechts außerhalb der Schleppermitte. Ziel der Einstellung muss eine Verlegung des Zugpunktes nach links außerhalb der Schleppermitte sein.

Der Zugpunkt befindet sich am Schnittpunkt der gedachten Unterlenkerverlängerungen während der Arbeit. Befindet sich dabei der rechte Unterlenker dichter an den Hinterrädern als der linke, wird der Zugpunkt richtig links außerhalb der Schleppermitte  liegen.  Wenn dieser Zustand bei korrekter Einstellung der 1.Furche nicht erreicht wird,  kann der Pflug auf der gekröpften Welle seitlich verschoben werden. Die Einrichtung nennt man Seitenverschiebung. Sie kann sehr unterschiedlich aussehen und ist oft verrostet und unbrauchbar.  Aber es lohnt sich, sie gangbar zu machen und so dem Spaß am Pflügen auf die Sprünge zu helfen.

p9 Es gibt noch einen Begriff zu erklären. Das ist die seitliche Verkantung des Pfluges. Sie wird mit den Hubstreben des Schleppers eingestellt. Wenn der Schlepper auf ebenem Hofplatz mit angebautem Pflug steht, ist der Pflug gegen den Schlepper nach links in dem Maße verkantet, wie die Furche tief ist. Dafür läuft der Pflug in der Furche ohne Verkantung aber mit nach rechts verkantetem Schlepper. Alles klar? Den Schwungpflug verkantet man nach rechts, wenn er kurzfristig breiter pflügen soll und umgekehrt nach links. p10 Das ergibt sich aus dem bei der Verkantung sich verändernden Seitengriff. Bei der Arbeit läuft der Pflug also ohne Verkantung, in der Länge parallel zur Ackeroberfläche und mit gelösten Seitenspannketten, damit er in seiner Seitenführung nicht behindert wird.

Es gibt verschiedene Vorwerkzeuge zum Einbringen von Bewuchs oder Ernterückständen oder zum Grünlandumbruch. Das Scheibensech ist für Grünlandumbruch konstruiert, eignet sich aber bei Schaupflügen hervorragend zum sauberen Ausräumen der Furche. Auf steinigen Böden nimmt man das Messersech. Der Vorschäler dient einem sauberen Acker ohne rausschauende Ernterückstände oder Bewuchs.

Voreinstellung des Pfluges auf ebenem Hofplatz: Alle Verstelleinrichtungen gut gangbar und möglichst gegen Verstellen absicherbar, beide Körper gleich ausgerichtet, Schare geschärft und mit Unter= und Seitengriff, Streichbleche spiegelblank, Anlagen und Hacke einwandfrei, Oberlenker ½ Umdrehung auf Spannung, Pflug nach links verkanten, Stützrad hoch.  Das wird auf dem Acker nach Erreichen der optimalen Pflugeinstellung nur so weit herunter genommen, dass es nur eine ganz leichte Spur macht. Spannketten lösen.

Ich hoffe, nichts Wichtiges vergessen zu haben.
Oskar